Die Deutschen haben klare Erwartungen an die Wirtschaftspolitik in Zeiten der Pandemie

Umfrage zeigt Vertrauen in die deutsche Wirtschaft und das Festhalten an Klimazielen

Wie verändert die Corona-Pandemie die wirtschafts­politischen Einstellungen der Deutschen? Wie sehen sie die Lage des eigenen Unter­nehmens, wie bewerten sie die Maßnahmen der Bundes­regierung und wie groß ist die Unterstützung für ein „grünes“ Konjunktur­paket? Im Auftrag von Deekeling Arndt/AMO hat das Meinungs­forschungs­unternehmen civey hierzu Berufstätige und privat­wirtschaft­liche Entscheider befragt.


Klare Zustimmung zu Klima­zielen und einem „grünen“ Konjunktur­paket

Es gibt eine deutliche Zustimmung unter den Befragten, auch angesichts der wirtschaft­lichen Krise an den von der Bundes­regierung vereinbarten Klima­schutz­zielen festzuhalten – und das über alle Alters­gruppen und Berufs­gruppen hinweg. Ebenfalls hohe Zustimmungs­werte in der Bevölkerung erhält die Idee, ein staatliches Konjunktur­programm aufzulegen, welches gezielt umwelt­freundliche Technologien fördert und so zur Einhaltung der Klima­ziele beiträgt – rund 68 % der Befragten befürworten eine entsprechende Ausgestaltung.

Deutliche Zustimmung gibt es bei staatlichen Unterstützungs­maßnahmen für die Wirtschaft, insbesondere im Bereich der direkten finanziellen Unter­stützung und dem Aufschub von Steuer­zahlungen. Der direkte staatliche Einstieg in Unternehmen wird hingegen nur von einem geringen Teil der Befragten als sinnvoll erachtet, ebenso wie eine direkte Unterstützung von Groß­unternehmen.

Im Rahmen der Umfrage wurden auch privat­wirtschaftliche Entscheider danach befragt, was ihrer Einschätzung nach für eine wirtschaftliche Erholung nach Ende der Pandemie hinderlich sein könnte. Die Befragten sehen hier insgesamt die Steuerlast in Deutschland als besonders hinderlich für eine wirt­schaft­liche Erholung an – mit einigem Abstand gefolgt von Unternehmens­verschuldung und staatlicher Regulierung.


Sollte die Bundes­regierung mit Blick auf die erwarteten wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie weiterhin an den Klima­zielen festhalten?

Hier ist die Meinung der Befragten eindeutig. 65,6 % meinen: Die Bundesregierung sollte „Ja, auf jeden Fall / Eher ja“ an den vereinbarten Klimazielen festhalten. Lediglich 14,5 % lehnen eine Einhaltung der Klimaziele strikt ab; 12,6 % sagen, die Regierung sollte „Eher nicht“ an den Klimazielen festhalten.

Die klare Haltung zieht sich durch alle Altersgruppen. Ihre höchsten Zustimmungs­werte erhält sie in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen (67,2 % „Ja, auf jeden Fall / Eher ja“) und in der Altersgruppe 65+ (68,3 % „Ja, auf jeden Fall / Eher ja“). Weniger homogen ist die Verteilung nach Partei­präferenz. Während sich 94,8 % der Anhänger der Grünen für eine Beibehaltung aussprechen, sind es bei FDP-Anhängern lediglich 39,9 %, bei Anhängern der AfD gerade einmal 12,3 %.

Unterschiede gibt es auch im Verhältnis zwischen Osten und Westen. So befürworten 58,4 % der Ostdeutschen ein Festhalten an den Klimazielen, im Westen sind es 67,3 %.

Für diese Frage wurden 5.004 Berufstätige zwischen dem 28.04.2020 und dem 30.04.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei ca. 2,5 %.


Wenn der Staat ein Konjunktur­programm nach der Corona-Pandemie aufsetzen würde, sollte er dann gezielt umwelt­freundliche Technologien fördern?

Was die „grüne“ Ausgestaltung eines möglichen Konjunktur­paketes angeht, ist die Meinung der Deutschen eindeutig. 68,1 % befürworten eine entsprechende Ausgestaltung, die auf die gezielte Förderung umwelt­freundlicher Technologien setzt, und antworten „Auf jeden Fall / Eher ja“. Lediglich 18,5 % lehnen sie ab („Eher nein / Auf keinen Fall“).

Diese klare Haltung zieht sich mit kleineren Schwankungen durch alle Alters­gruppen und ist nicht, wie häufig vermutet, ein Phänomen jüngerer Alters­gruppen.

Für diese Frage wurden 5.000 Berufstätige zwischen dem 28.04.2020 und dem 30.04.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Der statistische Fehler der Gesamt­ergebnisse liegt bei ca. 2,5 %.


Welche dieser Aspekte erschweren Ihrer Meinung nach langfristig die Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in Deutschland? (Befragungsgruppe Privatwirtschaftliche Entscheider)

Aus der Sicht privat­wirtschaftlicher Entscheider ist die hohe Steuerlast langfristig die größte Hürde bei der Überwindung der wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie. Dieser Ansicht sind insgesamt 45,9 % der Befragten. 34,2 % sehen die Unternehmens­verschuldung und 29 % übermäßige staatliche Regulierung als größte Hindernisse. Dahinter folgen mit 26,1 % der Fachkräfte­mangel und mit 20,9 % die Heraus­forderungen der Energie­wende.

Für diese Frage wurden 1.512 privatwirtschaftliche Entscheider zwischen dem 28.04.2020 und dem 02.05.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei ca. 3,9 %.


Grundsätzliche Einschätzungen der Deutschen zur Lage des eigenen Unternehmens

Trotz der allgemeinen Folgen für das öffentliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland bewerten 44,8 % der berufstätigen Befragten die wirtschaftliche Lage ihres Arbeitgebers vor dem Hintergrund der Pandemie als „Sehr gut / Eher gut“. Rund ein Drittel (32 %) bewerten die Lage als „Eher schlecht / Sehr schlecht“. Besonders negativ ist die Einschätzung bei Beschäftigten der Automobil­industrie. Hier bewerten 49,1 % die Lage als „Eher schlecht / Sehr schlecht“.

Für diese Frage wurden 10.644 Berufstätige zwischen dem 21.04.2020 und dem 05.05.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei ca. 2,5 %.


Sinnvolle wirtschafts­politische Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie

Klare Präferenzen haben die befragten berufstätigen Deutschen bei wirtschafts­politischen Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie. So befürworten 73 % der Befragten Zahlungen an kleine Firmen und Selbständige, 51,7 % den Aufschub von Steuer­zahlungen sowie 47,1 % die Ausweitung des Angebotes an zinslosen Krediten. Direkte finanzielle Unter­stützung von Groß­unternehmen befürworten hingegen lediglich 15,1 %, die staatliche Beteiligung an Unternehmen 30,4 % und eine Verlängerung des ALG I 38 % der Befragten.

Für diese Frage wurden 10.107 Berufstätige zwischen dem 05.04.2020 und dem 05.05.2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei ca. 2,5 %.


Zur Methodik von Civey:
Civey ermöglicht repräsentative Ergebnisse, indem die Daten über Riversampling erhoben werden und eine Verifizierung der Teilnehmenden, eine quotierte Stich­probenziehung unverzerrter Antworten und anschließende Gewichtung in Echtzeit automatisiert erfolgt. Die Daten werden in Echtzeit auf über 25.000 URLs von reichweiten­starken Webseiten erhoben. Bevor die Antwort eines Teilnehmers in der Stichprobe berücksichtigt wird, werden die Teilnehmer verifiziert. Die Verifizierung umfasst eine niedrig­schwellige Registrierung, bei der die Teilnehmer drei Sozio­demographika und ihr Einverständnis zur Daten­verarbeitung abgeben. Für die weitere Prüfung führt Civey technische, statistische und inhaltliche Plausibilitäts­checks durch. Aus den verifizierten Teilnehmer­antworten zieht ein weiterer Algorithmus auf allen Umfragen rund um die Uhr quotierte Stichproben. Im finalen Schritt vor der Ergebnis­ermittlung werden mit klassischen Methoden der Survey-Statistik mögliche demographische Ungleich­gewichte beseitigt.

Über die Umfrage berichtete das Handelsblatt online am 06.05.2020.

Mehr zur Umfrage und Kontaktdaten für Nachfragen finden Sie in unserer Pressemitteilung. Lesen Sie auch den Beitrag "Klimaschutz als Krisengewinner".

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