Wie hat sich in Ihrer Wahrnehmung das Verhältnis zwischen Politik und Medien seit der letzten Bundestagswahl verändert?
Ich kann seither keine Veränderung feststellen, die mit der Bundestagswahl zusammenhinge. Insgesamt führt der ökonomisch teilweise existenzielle Druck der Medienbranche und das damit verbundene Auftreten von immer mehr Playern (das ist kein Widerspruch, es wird im Überlebenskampf einfach immer mehr ausprobiert) zu einer Verschärfung des Tons und einer Verflachung der Inhalte.
Welchen Einfluss haben die Veränderungen in der Medienlandschaft auf Ihre tägliche Arbeit?
Es zählt im Digitalen nur das, was klickt. Die Hoheit der Redaktion über die Auswahl und Kuratierung / Gewichtung der Inhalte erodiert. Auch das führt zu einer Verflachung der Inhalte. Reichweite siegt über die Relevanz.
Wie muss sich die politische Kommunikation angesichts des großen Einflusses von TikTok und anderen sozialen Medien verändern, um vor allem bei jungen Menschen Gehör zu finden? Welche Auswirkungen wird das auf die Kampagnen für die Bundestagswahl im nächsten Jahr haben?
Sie muss sich auf diese Art der Kommunikation einlassen, ohne sich dabei zu verrenken oder anzubiedern. Das gleicht oft dem Versuch, aus einem Kreis ein Quadrat zu machen. Siehe etwa die TikTok-Perfomance des Bundeskanzlers. Die grenzt an Realsatire.
Christoph Schwennicke ist seit September 2023 Mitglied der Chefredaktion und Leiter des Politik-Ressorts bei t-online. Der 58-Jährige kommt aus dem klassischen Printjournalismus. Er hat u. a. für die Badische Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, den SPIEGEL und das Magazin CICERO geschrieben und bekleidete bei Letzteren verschiedene Führungspositionen. Der erfolgreiche Journalist und Verleger ist auch als Buchautor und viel gefragter Gast in Rundfunk und Fernsehen tätig.
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