Transformation Quarterly 02_2024

Wie hat sich in Ihrer Wahr­nehmung das Verhältnis zwischen Demokratie und Medien seit der letzten Bundes­tags­wahl ver­ändert?

Dass Teile unserer Gesell­schaft traditio­nellen Medien zunehmend miss­trauen und ihnen ein­seitige oder agenda­getriebene Bericht­erstattung unter­stellen, ist keine indivi­duelle Wahr­nehmung, sondern ein Fakt. Das müssen wir als Medien­haus ernst nehmen. Gleich­zeitig ist eine klare, pro-demokratische Haltung, für die wir als Unter­nehmen stehen, kein Wider­spruch zu unab­hängigem und kritischem Journa­lismus. Ich meine, dass transparente Kommuni­kation und sorg­fältig recherchierter Journa­lismus starke Tools sind, um einer Spaltung der Gesell­schaft ent­gegen­zuwirken. Und hierfür sind wir als Medien­haus mit über 1.700 Journalist:innen bestens aufgestellt. RTL Deutschland erreicht mit seinem breiten Angebot fast alle Menschen in Deutsch­land – und als nationaler Medien­champion nehmen wir unsere gesell­schaft­liche Verant­wortung sehr ernst.

Welchen Einfluss haben die Veränderungen in der Medien­landschaft auf Ihre tägliche Arbeit?

Wir sind als Unternehmen deutlich agiler geworden und probieren gerade im techno­logischen Bereich viel aus. Das war für ein Unter­nehmen wie RTL Deutsch­land, das viele Jahre sein Erfolgs­rezept für wirt­schaft­lichen Erfolg kaum ver­ändern musste, durchaus ein Prozess. Heute ist „Change“ bei uns der Normal­zustand. Wir haben glücklicher­weise recht­zeitig verstanden, dass wir uns verändern müssen, um erfolg­reich zu bleiben. Ein Beispiel ist unsere All-Inclusive-Streaming-App RTL+, mit der wir binnen kurzer Zeit ein weltweit fast ein­maliges und innova­tives Angebot um­setzen und im Markt so etablieren können, dass es heute das erfolg­reichste deutsche Angebot ist. Diesen Weg, neue Angebote wie RTL+ aus­zu­bauen und gleich­zeitig etablierte Angebote wie TV-Sender und Erfolgs­marken zu bewahren, gehen wir jetzt mit einer klaren Strategie weiter.

Wie muss sich die poli­tische Kommuni­kation angesichts des großen Einflusses von TikTok und anderen sozialen Medien verändern, um vor allem bei jungen Menschen Gehör zu finden? Welche Aus­wirkungen wird das auf die Kampagnen für die Bundes­tags­wahl im nächsten Jahr haben?

Es mag banal klingen, aber gute Kommuni­kation muss sinn­voller­weise ihre Ziel­gruppen erreichen. Für junge Menschen sind soziale Medien der Haupt-Informations­kanal, der daher mit ent­sprechender Expertise und Sorg­falt bespielt werden sollte. Das Wichtigste dabei ist aus meiner Sicht, dass auf Augen­höhe kommuni­ziert wird, nach­voll­zieh­bar und ver­ständlich. Bei RTL Deutsch­land haben wir hier­für auf unseren B2C Social-Kanälen ent­sprechende News-Formate entwickelt, die bei jungen Ziel­gruppen sehr erfolg­reich sind. Ich bin mir sicher, dass nicht nur uns als Medien­haus, sondern auch politischen Parteien die Bedeutung von Social Media für ihre Kommuni­kation sehr bewusst ist.

 

Eva Messerschmidt hat im April 2023 die Leitung der Kommunikation von RTL Deutsch­land über­nommen. Als Chief Communications Officer verantwortet sie die interne und externe Kommunikation. Davor war sie Chief Streaming Officer des Kölner Medien­unter­nehmens, Co-Managing Director RTL+ und Bereichs­leiterin Innovation. 

Foto: Eva Messerschmidt

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