Transformation Quarterly 02_2025

Von Michael Hotra, H/Advisors Abernathy, Washington, D.C.

In seiner Rede im Weißen Haus und bei der feier­lichen Unter­zeichnung am 2. April hat Präsident Trump die wirt­schaft­lichen und politischen Argumente für die Einführung umfassender Zölle für eine Reihe von Ländern und Importen dargelegt (etwa Zölle auf Kraft­fahr­zeuge in Höhe von 25 % sowie Abgaben auf Milch­produkte, Fleisch und andere Industrie­zweige). Im Mittel­punkt der Argumentation des Präsidenten steht, dass

  1. diese Zölle auf Gegen­seitig­keit beruhen,
  2. sie die heimische Produktion und andere Sektoren ankurbeln werden und
  3. die Staaten dazu zwingen werden, ihre eigenen Ein­fuhr­zölle zu über­denken oder ab­zu­bauen, in der Hoff­nung, niedrigere Ein­fuhr­kosten für den US-Markt aus­zu­handeln. Dieser dritte Punkt ist wichtig – er deutet darauf hin, dass der Präsident für Ver­hand­lungen offen ist, obwohl andere Länder Ver­geltungs­zölle auf US-Exporte ange­kündigt haben.

Die Zusatzzölle wurden zwar am 9. April für die meisten Länder für 90 Tage ausgesetzt – aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.


Erste Empfehlungen von H/Advisors Abernathy für die Kommunikation mit Investoren:

Die Anleger erwarten von den Emittenten genauere Angaben zu den möglichen Aus­wirkungen der Zölle. 

Bereiten Sie sich auf detaillierte und gezielte Fragen von Anlegern und Analysten vor. Die Haltung des „genauen Beobachtens“ und „Abwartens“, wie sie bei den Jahres­end­gewinnen üblich war, wird nicht mehr ausreichen, wenn Sie ein er­heb­liches Engage­ment in den betroffenen Ländern haben oder in einem Sektor mit einer komplexen globalen Liefer­kette tätig sind (z. B. in der Auto­mobil­industrie oder bei elektro­nischen Geräten). Die Anleger erwarten von der Unter­nehmens­leitung, dass Sie zumindest in groben Zügen die von Ihnen durch­ge­führte Analyse sowie die Größe und den Umfang der potenziellen Aus­wirkungen darlegen und mitteilen, welche kurz­fristigen Maßnahmen Sie er­greifen und welche länger­fristigen Maß­nahmen Sie zum Schutz des Unter­nehmens prüfen bzw. ob Sie bilaterale Ver­hand­lungen zur Ab­milderung der Abgaben erwarten.

Prüfen Sie Leitlinien und Offenlegungen. 

Wenn Sie Ihre Prognosen anpassen, sollten Sie einen Blick hinter die Zahlen werfen und be­schreiben, wie Sie zu den aktua­li­sierten Zahlen gekommen sind. Erläutern Sie die zu­grunde­liegenden An­nahmen und die wichtigsten Ein­fluss­faktoren. Ziehen Sie zusätzliche Angaben in Betracht, um das Verständnis der Ursache- / Wirkungs-Variablen zu unter­stützen. Um Verwirrung über Ihre wichtigsten Wachs­tums­faktoren zu ver­meiden, sollten Sie Ihre Prognosen nicht aufgrund von Spekula­tionen oder Befürch­tungen revidieren, sondern erst dann, wenn Sie mit spür­baren Aus­wirkungen auf Ihr Geschäft rechnen.

Kontrollieren Sie die Diskussion von Tarif­themen bei Gewinn­auf­rufen durch deren Auf­nahme in vorbereitete Bemerkungen.

Unternehmen sind gut beraten, wenn sie die Kontrolle darüber über­nehmen, wie die Finanz­welt die Kom­plexität ihrer Ergeb­nisse interpretiert. Ein kurzer Abschnitt in den vorbe­reiteten Bemerkungen, in dem die Fakten, die erwarteten Aus­wirkungen, die kurz­fristigen Maß­nahmen und die Sicht­weise des Manage­ments zu den lang­fristigen Optionen dar­gelegt werden, kann dazu bei­tragen, das Thema in Ihrem Sinne anzu­sprechen, anstatt auf eine gezielte Frage zu reagieren.

Wägen Sie sorg­fältig ab zwischen der Not­wendig­keit, die potenziellen Aus­wirkungen von Zöllen zu bewerten, und einer ver­frühten Bekannt­gabe von mög­lichen betrieb­lichen Änderungen. 

Die Planung, der Auf­bau und die Ein­stellung von Personal für die inländische Produktion ist ein mehr­jähriges Unter­fangen, un­ab­hängig von Ihrer Branche. Die Teams, die die Optionen bewerten, könnten zu dem Schluss kommen, dass die kurz­fristigen Kosten für betrieb­liche Veränderungen die Mehr­kosten durch die Zölle über­steigen, die möglicher­weise bestehen bleiben oder auch nicht. Um die Unter­brechung der Liefer­kette zu begrenzen, sollten Sie sich auf Optionen konzen­trieren, anstatt zum jetzigen Zeit­punkt spezi­fische lang­fristige Pläne offen­zulegen. Darüber hinaus kann die Über­arbeitung einer lang­fristigen Strategie als Reaktion auf möglicher­weise mittel­fristige politische Trends ein Risiko für die Anleger dar­stellen.

Überlegen Sie, was der trans­aktionale Charakter dieser Regierung für Sie bedeutet. 

Welche un­mittel­baren Maß­nahmen ergreifen Sie bereits oder können Sie ergreifen, wenn es um Ver­hand­lungen, Einfluss­nahme auf Ver­hand­lungen, Near­shoring, Friend­shoring, Investitionen im Inland oder die Schaffung von Arbeits­plätzen geht, von denen die Ent­scheidungs­träger in Washington wissen sollten? Wissen Sie, wie Sie sie erreichen können? Wer sind Ihre Verbündeten?

Beginnen Sie mit internen Diskussionen, um sich auf Szenarien vor­zu­bereiten, die in Q2 auftreten können.

Entscheidungen über die Vorab­bekannt­gabe von Ergebnissen oder die Rück­nahme von Prognosen sind kompliziert und betreffen zahl­reiche interne Teams und externe Berater. Für die meisten Unter­nehmen ist es weder notwendig noch ratsam, jetzt eine der beiden Maß­nahmen zu ergreifen. Wenn sich jedoch die Markt­bedingungen verschlechtern oder die Visibilität weiter beein­trächtigt wird, können diese Optionen sinn­voll sein. Beginnen Sie jetzt mit der Diskussion dieser Kriterien, Auslöse­punkte und Mechanismen, damit Sie darauf vorbereitet sind, bei Bedarf schnell zu handeln.

Denken Sie an die internen Stake­holder.

Während die Zölle weiterhin die globale Bericht­erstattung bestimmen, müssen Sie damit rechnen, dass Mitarbeitende, Kunden und Lieferanten Fragen haben und sich sogar Sorgen machen, was dies für sie bedeutet. Wider­stehen Sie dem Instinkt, zu viel zu kommuni­zieren, und suchen Sie statt­dessen nach Momenten, in denen Ihr Unter­nehmen bei diesem Thema im Rampen­licht steht (z. B. bei den Unter­nehmens­gewinnen oder bei gezielten Maß­nahmen der Unternehmens­leitung). Sprechen Sie diese Gruppen direkt an, mit klaren Bot­schaften, ehrlichen Angaben zu Bekanntem und Unbekanntem, und bekräftigen Sie Ihr Vertrauen in den Weg, der vor Ihrem Unter­nehmen liegt.

Foto: iStock.com/Daniel T. Hulse

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