Die Krisen unserer Zeit lösen die Notwendigkeit für andauernde Transformationen aus. Strategieabteilungen laufen heiß beim taktischen Manövrieren. HR definiert auf Hochtouren die Skills, mit denen Führungskräfte die Mannschaft durch die Turbulenzen steuern sollen. Und die Interne Kommunikation? Ob sie bei der Lösung der großen strategischen Fragen eine aktive Rolle spielt oder „nur“ über sie berichtet, ist eine Grundsatzentscheidung zum eigenen Selbstverständnis.
In einem Kundengespräch zitierte ein Kommunikationschef seinen CEO einmal mit den Worten: „Ich brauche eine IK auf Augenhöhe, einen Ratgeber, der weiß, zu welchen Themen ich rausgehen und sprechfähig sein muss.“ Der Bedarf an solchen Ratgebern war wohl nie größer als heute und nie bargen die Herausforderungen der Zeit mehr Optionen für die IK, ein solcher Ratgeber zu sein. Doch allzu oft ist sie es nicht. Vielmehr versteht sie sich als Feuilletonistin, agierend im engen Korsett der etablierten Corporate Channels, zurückschreckend davor, die heißen Eisen mit anzupacken.
Dabei gibt es vieles, das nach innen umgesetzt und damit erklärt, eingeordnet und übersetzt werden muss. CEO, COO, Executives und Management brauchen den klugen Rat und die Durchsetzungsmöglichkeiten einer gut aufgestellten Kommunikation. Schauen wir darauf, wie sich die IK diese Rolle (zurück-)erobern kann.
Schritt 1: Verlassen Sie die Komfortzone
Um zu wissen, was die drängenden Themen im Unternehmen sind, braucht es eine aktive Befassung mit den strategischen Herausforderungen des Unternehmens. Ob der kontinuierliche Dialog mit den Entscheidern oder pragmatische Tools zur Erhebung von Wahrnehmungslagen – die Interne Kommunikation muss etwas anzubieten haben, auf dessen Basis Richtungsentscheidungen getroffen werden können. Und sie muss die passende Change-Kommunikation direkt mitdenken.
Schritt 2: Raus aus der Newsroom-Falle
Die Interne Kommunikation muss sich von ihrer News- und Story-Fixierung lösen, denn die macht passiv, abwartend auf das „nächste große Ding“. Es braucht einen Wechsel des Blickwinkels auf die strategischen Ziele und Change-Bedarfe des Managements. Denn daraus können dann aktiv Themen abgeleitet werden, die als Kampagne schlagkräftig vorangetrieben werden.
Schritt 3: Weg von der Kanal-Fixierung
Eine Studie der HWZ – Hochschule für Wirtschaft Zürich hat jüngst noch einmal bestätigt, was der gesunde Menschenverstand bereits wusste: Um echtes und anhaltendes Interesse für ein Thema zu erzeugen (und damit Verhaltensänderungen wahrscheinlicher zu machen), reichen eine CEO-Rede oder ein Intranetbeitrag nicht aus. Vielmehr muss die IK nah an die einzelnen Mitarbeitenden heran und der Logik individueller Informationsprozesse folgen. Wirkliche Relevanz haben die Gespräche mit Peers oder der direkten Führungskraft. Die Gestaltung dieser informellen Kommunikationskanäle muss deutlich stärker im Fokus der IK sein.
Schritt 4: Zugriff!
Bei wem liegen eigentlich die heißen Kartoffeln „Change“ und „Change-Begleitung“? HR winkt ab, denn hier hat man bereits genug mit der Entwicklung von Führungskräfte-Curricula zu tun. Die Strategieabteilung stoppt mit der Formulierung des Change-Bedarfes. Aber wer gewährleistet, dass sich wirklich etwas ändert? Die IK muss sich von Beginn an als Gestalter verstehen: mit Blick auf die Inhalte sowie die Schaffung von Bühnen und Anlässen der Kommunikation. Nachhaltiger Change braucht die Kompetenzen und Tools von HR, Strategie und IK. Mit einem aktiven Rollenverständnis kann die IK die Grundlagen für eine fruchtbare Zusammenarbeit und wirkliche Veränderung schaffen.
Die Weiterentwicklung der Rolle und des Selbstverständnisses der IK ist kein Hexenwerk. Wie wir diesen Prozess aufbauen, haben wir hier beschrieben. Essenziell ist die gemeinsame Gestaltung mit dem Kommunikations-Team und der Diskurs mit dem Topmanagement.
Foto: iStock.com/FangXiaNuo