Von Susanne Arndt
Warum Krisenbewältigung und Strategiekommunikation Hand in Hand gehen müssen
Wenn ein Boot im Sturm auf ein Riff zusteuert, zählt rasches Handeln. Es gilt, möglichst schnell aus der Gefahrenzone zu kommen. Doch weil es schnell gehen muss, wird häufig hektisch reagiert. Mit dem Ergebnis: Das Boot läuft auf Grund. Ein solches Verhalten ist auch bei vielen Unternehmen zu beobachten, die von der aktuellen Krise in ihrer Existenz bedroht werden: Sie setzen alles daran, schnellstmöglich Kosten zu senken und Liquidität zu sichern. Klar – wenn ein Boot kein Wasser mehr unterm Kiel hat, braucht man sich um den weiteren Kurs keine Gedanken mehr zu machen. Aber wenn ein Unternehmen in der Restrukturierung sich nur auf kurzfristig wirkende Maßnahmen konzentriert, ist langfristig nichts gewonnen. Nachhaltig erfolgreicher ist es, die Restrukturierung konsequent anzugehen und Kosten zu sparen, aber gleichzeitig eine zukunftsfähige Strategie zu etablieren und notwendige Investitionen zu tätigen. Es geht um „Ambidextrie“ in der Führung – mit entsprechenden Anforderungen an die Kommunikation.
Erwartungen der Stakeholder ausbalancieren: Während Gläubiger und Banken vor allem Gewissheit wollen, dass ihre Forderungen bedient werden, brauchen die Kund:innen die Gewissheit, dass das Unternehmen langfristig am Markt ist – andernfalls kann deren Kaufzurückhaltung die Lage weiter verschärfen. Die Mitarbeiter:innen sollten verstehen, vor welchen Herausforderungen ihr Unternehmen steht, zugleich aber auch wissen, dass sich ihre Anstrengung langfristig lohnt. Lieferanten und Partner sind bei der Stange zu halten, auch wenn man mit ihnen zunächst über verlängerte Zahlungsziele oder geringere Abnahmemengen verhandeln muss. Kommunikation sollte den Kampf gegen die Krise thematisieren, damit sie glaubwürdig ist. Gleichzeitig ist zu vermitteln, wohin die Reise geht, um so das Vertrauen externer Stakeholder nicht zu verlieren und intern die nötigen Kräfte zur Bewältigung der Liquiditätskrise zu mobilisieren.
Größeren Erklärungsbedarf bedienen: Krisen verschärfen Unsicherheit und Zukunftsängste. Diesen Ängsten entgegenzuwirken, ist eine wichtige Kommunikationsaufgabe. Nachdem die Aussicht auf Erfolge in der althergebrachten „Schneller, höher, weiter“-Logik nicht mehr greift, braucht es ein neues, klug formuliertes Narrativ, um zu erklären, dass nur Beweglichkeit in unsicheren Zeiten Stabilität verspricht. Dieses Narrativ hilft auch, die Gleichzeitigkeit von Einschnitten und Investitionen in Zukunftsprojekte verständlich zu erklären. Wichtig ist dabei, diese Erklärungen in eine persönliche und regelmäßige Kommunikation zu übersetzen. Je agiler der Kurs des Unternehmens, umso engmaschiger sollte die Kommunikation sein, um Sicherheit zu vermitteln.
Unklarheiten offen thematisieren: Zukunftskonzepte liegen nicht auf der Straße und die wirtschaftliche Entwicklung ist nicht klar vorauszusagen. Es kommt daher darauf an, Unsicherheiten mit Blick auf die Zukunft auszuhalten und eine ruhige Analyse und Strategieentwicklung zuzulassen. Das stellt vor allem Unternehmensleitung und Führungskräfte vor die Herausforderung, zukunftsgerichtet zu kommunizieren, ohne selbst Antworten auf alle Fragen zu haben oder die neue Rolle des Unternehmens im Ganzen und die der einzelnen Mitarbeiter:innen schon bis ins Detail ausbuchstabieren zu können.
Kontinuierlich Orientierung geben: Gerade weil der Veränderungs- und Effizienzdruck in vielen Unternehmen schon lange anhält und die Mitarbeiter:innen belastet, ist es wichtig, Veränderungsschritte Stück für Stück zu erklären und den Prozess insgesamt zu verorten. Dabei ist der scheinbare Widerspruch aufzulösen, dass Unternehmen gleichzeitig in Zukunftsthemen investieren müssen, während im Bestandsgeschäft der Spardruck steigt. Um die Akzeptanz für ein solches Vorgehen zu sichern, sollten Unternehmen permanent erklären, wie Erträge und Einsparungen auf der einen Seite mit Investitionen auf der anderen zusammenpassen.
Wie immer gilt: Aktiv kommunizieren! So unterschiedlich die Erwartungen der einzelnen Stakeholder auch sein mögen, am Schluss zählen der Erfolg der Restrukturierung und die Glaubwürdigkeit der neuen Strategie. Es braucht dafür eine intensive Kommunikation nach innen und außen. Die langfristige Strategie in der Krise mitzudenken und zu kommunizieren, kostet zusätzliche Kraft. Aber es ist unerlässlich, diese Anstrengung zu unternehmen und die nächsten Schritte zu vermitteln. So lässt sich nicht nur die unmittelbare Gefahr abwehren, sondern die Energie des Sturms kann genutzt werden, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
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