Wie die Aktivierung von Führungskräften und Mitarbeiter:innen gelingt
Bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie lohnt der Blick nach innen. Die eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen sind eine unersetzliche Ressource, denn sie sind – richtig aktiviert – authentische Botschafter:innen der ESG-Ziele und -Maßnahmen des Unternehmens.
Der Druck auf die Unternehmen, nachhaltiger zu handeln und zu wirtschaften, steigt von allen Seiten. Verantwortliche legen daher zurecht die Aufmerksamkeit auf den Kapitalmarkt, die Öffentlichkeit und die Politik. Tatsächlich aber lohnt auch der Fokus auf die eigenen Mitarbeiter:innen und Führungskräfte. Die eigene Belegschaft ist es nämlich, die die Nachhaltigkeitsstrategie im täglichen Arbeiten zum Leben erweckt – sie gleichsam operationalisiert. Eine überzeugend vermittelte Nachhaltigkeitsstrategie wirkt motivierend und stärkt Employee Engagement und Employee Retention. Nicht zu unterschätzen sind Mitarbeiter:innen zudem als Botschafter:innen für die Ziele und Initiativen des Unternehmens. Sie sind also ein wichtiger „Kommunikationskanal“ für die von Talenten wahrgenommene Employer Brand.
Bis dahin herrscht Einigkeit. Spannend wird es aber bei der Frage, wie man diese wertvolle Zielgruppe wirkungsvoll aktivieren kann. Drei Hebel sind entscheidend.
Verständnis: „Worum geht es eigentlich?“
Mitarbeiter:innen können und wollen in den meisten Fällen nichts unterstützen, was sie nicht verstanden haben. Aktivierung startet mit Wissensvermittlung. Und eine Nachhaltigkeitsstrategie speist sich aus einer Vielfalt an ESG-Themen. Essenziell ist also, Transparenz darüber zu schaffen, warum bestimmte Schwerpunkte in der Nachhaltigkeitsstrategie gesetzt wurden und wie das zur Unternehmenshistorie sowie den Zukunftsplänen des Unternehmens passt. Ein spannendes Narrativ erklärt und zeigt, dass die Aktivitäten des Unternehmens nicht willkürlich oder gar opportunistisch sind. Es macht deutlich, dass jede:r Mitarbeiter:in für das Erreichen der Ziele einen Beitrag leisten kann und worin dieser besteht. Denn dies ist die Grundlage für eine Identifikation und damit die Aktivierung für die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens. Das Narrativ ist wegweisend für die weiterführende und zielgruppenspezifische Vermittlung – egal, ob es ein Animationsfilm oder eine Sprechvorlage für Führungskräfte ist. Es fungiert immer als Leitstern.
Operationalisierung: „Was kann ich schon tun?“
Ein weiterer Schlüssel für eine erfolgreiche Aktivierung der Mitarbeitenden ist die Sensibilisierung dafür, welche Argumente Anspruchsgruppen vertreten und wie das Unternehmen dazu steht. Sie müssen im wahrsten Sinne sprechfähig werden! Neben der Förderung eines offenen Dialoges mit Interessenvertretern sind hierbei Bootcamps besonders effektiv für die Teile der Belegschaft, die intern und extern am häufigsten „sprechen“: Führungskräfte. Wie steht es um den CO2-Ausstoss der Branche? Macht das Geschäftsmodell wirklich die Innenstädte kaputt? Was wird gegen Korruption getan? Wie sieht es mit Frauen in Führungspositionen aus? Im ESG-Bootcamp kommen alle Fragen – auch die vermeintlich unangenehmen – auf den Tisch. Die Teilnehmer:innen werden befähigt, teilöffentliche oder öffentliche Diskurse sensibel und vor allem faktenbasiert zu parieren. Das gibt Selbstvertrauen und Antrieb.
Aktivierung: „Weg da, jetzt komme ich!“
Ein hoher Prozentsatz der Mitarbeiter:innen redet über den eigenen Arbeitgeber – im Bekanntenkreis, auf Bewertungsplattformen oder in sozialen Netzwerken. Sie sind also bereits ein (nicht zu unterschätzender) Kommunikationskanal nach außen – im positiven wie im negativen Sinn. Ungünstige Auswüchse des Employee Activism (wie jüngst, als sich Google-Mitarbeiter:innen deutlich gegen diskriminierendes Verhalten ihres Arbeitgebers aussprachen) sind ein Phänomen, das in Deutschland noch nicht an der Tagesordnung ist. Sie zeigen aber, wie wichtig es ist, diesen „Kommunikationskanal“ zu managen. Anstatt nun aber den eigenen Mitarbeiter:innen einen Maulkorb anzulegen, bringen Unternehmen wie die Otto Group oder Microsoft sie gut vorbereitet auf die virtuelle und zunehmend auch auf die physische Bühne. Die Stichworte sind Corporate-Influencer-Programme oder Formate wie das Speakers Bureau.
Eine zielgerichtete Qualifizierung der Mitarbeiter:innen und Führungskräfte sowie das Abstecken eines klar definierten Themenspektrums, in dem sie wirken können, bringt die bisher ungenutzten Kommunikations-PS auf die Straße. Abgestimmt mit der Kommunikationsplanung des Unternehmens eröffnet sich der Unternehmenskommunikation damit ein mehrstimmiger Chor für die eigenen Nachhaltigkeitsbotschaften. Die Einsatzfelder sind dabei so vielfältig wie die Mitarbeiter:innen: Die pure Reichweitenstärkung durch die Vervielfältigung, die Verteidigung von Thought Leadership in Debatten, die authentische Gewinnung von Talenten – vieles ist denkbar, wenn die Mitarbeiter:innen und Führungskräfte Raum, aber auch Leitplanken erhalten.
Wie wird also die Nachhaltigkeitsstrategie zur gemeinsamen Mission? Zur erfolgreichen Aktivierung gehört unumstößlich das gemeinsame Verständnis für die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens. Mit der Sensibilisierung für die Perspektive der verschiedenen Anspruchsgruppen und der Befähigung zur konstruktiven Auseinandersetzung ist der Grundstein gelegt, auch wirklich selbst aktiv werden zu können. Wenn es dann noch den notwendigen Spielraum dazu gibt, hat die Unternehmenskommunikation unzählige authentische Botschafter:innen der ESG-Ziele und -Maßnahmen des Unternehmens hinzugewonnen.
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