Deutsche Unternehmen nutzen die Potenziale von ESG bei der Firmen- und CEO-Positionierung nur bedingt. In der aktuellen Kommunikationspraxis spielt das Thema nur eine nachgelagerte Rolle. Angesichts der großen öffentlichen Debatte über die Themen Verantwortung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sehen Kommunikationsverantwortliche hier deutlichen Aufholbedarf.
Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey, die im Auftrag von Deekeling Arndt/AMO durchgeführt wurde. Civey hatte 150 Kommunikationsverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt.
ESG spielt kleine Rolle bei der Unternehmenspositionierung
Lediglich 22,4 % der Befragten bewerten sogenannte ESG-Themen als wichtig für den zukünftigen Erfolg des eigenen Unternehmens. 32,9 % halten diese für unwichtig, wobei die Mehrheit von 44,7 % hierzu keine klare Aussage treffen will.
Noch deutlicher sind die Aussagen bzgl. der Bedeutung von ESG in der aktuellen öffentlichen Positionierung des Unternehmens. Hier geben 53,7 % der Befragten an, dass ESG lediglich eine kleine Rolle in der öffentlichen Positionierung des Unternehmens spielt. 18,1 % sehen eine große Rolle, 28,2 % sind bei dieser Frage unentschieden.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Bedeutung des Themas ESG für die Positionierung des / der CEO. Hier geben 55,9 % der Befragten an, dass das Thema hier eine eher kleine bis gar keine Rolle spielt. 14,6 % messen ESG eine große Rolle bei der Positionierung bei, 25,9 % sind in der Frage unentschieden.
ESG vor allem Thema der Social-Media-Kommunikation
Unternehmen, die ESG-Themen zur Positionierung nutzen, setzen dabei vorwiegend auf Social Media. 19,5 % der Befragten gaben an, dass ESG vor allem im Bereich der Online- / Social-Media-Kommunikation eine Rolle spielt. Mit weitem Abstand folgen die klassische Medienarbeit mit 9,5 % und die direkte Ansprache von Stakeholdern mit 6,0 %.
Fake News und Emotionalisierung als Reputationsrisiken
In Bezug auf Fake News und sich stark emotionalisierende Debatten erwarten Unternehmen große Risiken für ihr Ansehen. 33,9 % der Befragten sehen die größten Risiken hier in der Verbreitung von Fake News, gefolgt von der Emotionalisierung politischer Debatten (26,3 %) und der Dynamik sozialer Medien (20,4 %). Gezielte Kampagnen von Aktivisten sehen dahingehend lediglich 12,9 % der Befragten als Risiko für das Ansehen des eigenen Unternehmens.
Klimaneutrale Transformation auch als kommunikatives Mega-Thema
„Neue gesellschaftspolitische Realitäten schaffen neue Unsicherheiten für Kommunikationsverantwortliche in Unternehmen“, so Olaf Arndt. „Unsere Befragung zeigt gerade das brachliegende Potenzial von ESG in der Unternehmenskommunikation. Die klimaneutrale Transformation unserer Gesellschaft berührt alle Bereiche. Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle und auch ihre Kommunikation radikal umbauen und vor allem zusammendenken. Eine neue kommunikative Positionierung mit einem Fokus auf Verantwortung und Nachhaltigkeit eröffnet vollkommen neue Chancen beim Erreichen von Zielgruppen und der Sicherung der Licence to Operate“, so Arndt.
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