Transformation Quarterly

Von Dario Schramm

Auf Straßen fest­kleben, Flug­häfen blockieren und Kunst­schätze mit Lebens­mitteln bewerfen: Die „Letzte Generation“ bestimmt die Schlag­zeilen. Ihre Anhänger:innen polarisieren und fordern uns allen eine Meinung zu ihren Protesten ab. Was ihnen aus meiner Sicht aber nicht gelingt: Sie sorgen nicht dafür, dass wir uns stärker mit dem Klima­wandel auseinander­setzen. Vielmehr diskutieren wir inzwischen über Straf­maße, RAF-Vergleiche und Legitimität von zivilem Ungehorsam. Viel zu oft entsteht der Eindruck, dass „Letzte Generation“ oder „Extinction Rebellion“ für die Gen Z stehen.

Dass die Gen Z aber eben keine homogene Gruppe, sondern durch und durch heterogen ist, zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Civey-Umfrage. Wenn über 50 % der befragten Menschen aus der Gen Z, die sich in einem Angestellten-Verhältnis befinden, sagen, dass sie kein Problem damit haben, wenn ihr Arbeit­geber die CO2-Ziele aufgrund der aktuellen Energie­krise senken würde, dann ist das ein Teil der Realität, der in der öffent­lichen Debatte zurzeit unter­repräsentiert ist.

„Fridays for Future“ wurde zu Recht zugeschrieben, für die Gen Z zu stehen, da diese Form des Protests von den aller­meisten als absolut legitim eingestuft wurde. Ich selber würde mich auch klar dieser Gen Z-Gruppe zugehörig fühlen.

Gegenüber der Frage, ob Teilnehmer:innen von Festklebe-Aktionen zu Gefängnis­strafen verurteilt werden sollten, erscheinen die damaligen Debatten rund um das Schule-Schwänzen beinahe lächerlich.

Aber es darf nicht abgelenkt werden. In der Verant­wortung für den Klima­schutz bleiben Politik und Wirtschaft. Das Handeln dieser Akteure beeinflusst alle bestehenden Krisen auf dieser Welt. Diese Ansicht eint „Fridays for Future“ und „Letzte Generation“. Es ist verständlich, dass die Protestierenden den Eindruck haben, Politik würde zu wenig tun. Ich befürchte aber: Durch ihre Protest­form schrecken sie viele noch Unent­schlossene ab.

Dario Schramm war bis Ende letzten Jahres Bundes­schüler­sprecher und verantwortet nun die politische Kommunikation der Lern­platt­form simpleclub.

Foto:iStock.com/FG Trade

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