RWE ist ein Unternehmen mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit – und mitten in der Transformation. Im Interview mit dem Transformation Quarterly beschreibt Janna Schneidewindt, was das für die Interne Kommunikation bedeutet.
Die Energiebranche ist wie keine andere im Umbruch. Welche Rolle spielt die Interne Kommunikation bei RWE, wenn es um die Transformation der Branche und von RWE selbst geht?
In der Tat ist in unserem Unternehmen viel los – daher ist es wichtig, eine IK zu haben, die alle Entwicklungen im Blick hat, die Themen sortiert und Schwerpunkte setzt. Bei RWE arbeiten Teams weltweit in unterschiedlichen Bereichen der Stromerzeugung, z. B. mit Windenergie, in Wasserstoffprojekten oder der Braunkohle. Uns alle eint aber ein Ziel: Klimaneutralität bis 2040. Unsere Aufgabe in der IK ist es, jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter dieses gemeinsame Ziel fortlaufend nahezubringen. Das funktioniert zum Beispiel dann, wenn die IK erklärt, wie Projekte im Unternehmen zusammenhängen und wie sie auf gemeinsame Ziele einzahlen. Das stärkt unser Gemeinschaftsgefühl – oder, wie wir sagen, unser #teamrwe.
Ihr ordnet in der Internen Kommunikation auch viele externe News für die Mitarbeitenden ein – was nicht gerade typisch ist für eine IK-Abteilung. Warum ist das für euch bei RWE so wichtig?
Unsere Branche wird wie wenig andere von Teilen der Öffentlichkeit kritisch beobachtet und verurteilt. Wir haben alle noch die intensive Diskussion, die Proteste rund um den Hambacher Forst im Kopf. Das kriegen natürlich auch unsere Mitarbeiter:innen während und außerhalb ihres Arbeitsalltags mit. Uns ist es wichtig, sie damit nicht alleinzulassen. Es geht schließlich um komplexe Themen, die nicht nur schwarz und weiß sind. Daher ordnen wir die News ein, erklären, welchen Standpunkt wir als RWE dazu haben und welche Zielkonflikte und Spannungsfelder die Energiewende mit sich bringt.
Du hast im letzten Offsite mit deinem Team die Studie der HWZ thematisiert, nach der Corporate Channels, wie das Intranet, in puncto Relevanz abgeschlagen hinter der Information durch Führungskräfte oder Kolleg:innen liegen. Welche Schlussfolgerungen zieht ihr bei RWE daraus?
Das Intranet hat auch bei uns eine hohe Relevanz, um Informationen bereitzustellen, z. B. auch die eben angesprochene Einordnung externer News. Dennoch wissen wir, dass es Kanäle und Formate gibt, die besser geeignet sind, um ein tiefes Verständnis für Themen zu vermitteln. Deshalb fragen wir uns in der IK: Wie können wir Mitarbeiter:innen motivieren, sich mit Inhalten intensiver auseinanderzusetzen? Wie können wir Führungskräfte befähigen, ihr Team für die Sache zu aktivieren? Dabei müssen wir klassische Kanäle wie das Intranet im Sinne eines umfassenden „Digital Workplace“ weiterentwickeln – einem Ort, an dem informeller Austausch stattfindet, an dem Mitarbeitende die Möglichkeiten haben, eigene Inhalte zu erstellen und mit anderen in den Dialog zu gehen.
Zum Schluss etwas ganz Grundsätzliches: Luisa Neubauer hat auf der OMR gerade alle Kommunikationsexpert:innen, die unter anderem für die fossile Energie arbeiten, aufgefordert zu kündigen. Was sagst du deinem Team, warum sie an Bord bleiben sollten?
Mein Team – und auch mich persönlich – treibt natürlich die Frage um, wie wir die Klimakrise bekämpfen und die Energiewende schaffen können. Am Ende muss die Energiewende aber auch von jemandem ganz praktisch umgesetzt werden. Deshalb haben wir uns entschieden, die Dekarbonisierung der Energieerzeugung auf Unternehmensseite voranzutreiben. Mit Kommunikationsexpertise dazu beizutragen, dass die Transformation der Branche gelingt, ist aus meiner Sicht konstruktiver, als ihr den Rücken zu kehren.
Janna Schneidewindt leitet die Interne Kommunikation bei RWE. Sie begann ihre Karriere bei Henkel, wo sie in der Abteilung Corporate Communications tätig war, bevor sie zu Evonik wechselte. Dort war sie u. a. aus Singapur heraus für die überregionale Kommunikation von Evonik in Südostasien zuständig, leitete die Kommunikation eines Geschäftsbereichs und übernahm in ihrer letzten Funktion die Leitung der Regionen- & Standortkommunikation des Spezialchemieherstellers.
Foto: Janna Schneidewindt