Transformation Quarterly

Von Dennis Meyer

Der Überfall Russ­lands auf die Ukraine und die darauf­folgende Energie­krise haben verdeut­licht, dass der Euro­päische Green Deal und die im Fit-for-55-Pakt fest­gelegten Zwischen­ziele für eine klima­freundliche Trans­formation der euro­päischen Wirt­schaft und Gesell­schaft nicht nur not­wendige Maß­nahmen zur Umsetzung der Pariser Klima­ziele darstellen. Sie können zugleich einen lang­fristigen geo­ökonomischen Schutz­schirm für die euro­päische Wirt­schaft bilden, der auch die politische Souverä­nität der einzelnen Mit­glieds­staaten absichert – etwa, wenn der Energie­handel für militärische oder politische Zwecke instru­menta­lisiert wird.

Vor diesem Hinter­grund sollten die neuen Liefer­verträge für Öl und Gas, die viele europäische Mit­glieds­staaten, darunter auch Deutsch­land, 2022 abgeschlossen haben, nicht darüber hinweg­täuschen, dass die EU ihre klima­freund­liche Trans­formation noch weiter intensivieren wird. Wer hingegen auf eine breite Lockerung der vermeint­lichen regula­torischen Daumen­schrauben oder eine Auf­schiebung von Fristen und Ziel­vorgaben gehofft hatte, dürfte enttäuscht werden: Längst hat die Kommission insbesondere mit ihrem RePowerEU-Programm die grüne Trans­formation der euro­päischen Wirt­schaft eng mit dem Ziel der schnellst­möglichen Energie­unab­hängigkeit von Russ­land verzahnt. Mit neuen und ehr­geizigeren Ziel­vorgaben soll u. a. der Über­gang zu erneuer­baren Energien beschleunigt und die Nutzung von Wasser­stoff als Ersatz für fossile Brenn­stoffe intensiviert werden. Doch auch die Genehmigungs- und Innovations­prozesse dürften, so die Pläne der Kommission, künftig ein­facher und effi­zienter gestaltet sein.

Die EU hat aufs Klima­gas­pedal gedrückt – umso erfolgs­kritischer wird es für Unter­nehmen, über­zeugend zu kommunizieren, welchen Beitrag sie zur klima­gerechten Trans­formation und (energie-)politischen Souverä­nität Europas leisten und welche zusätz­lichen Maß­nahmen sie zu ergreifen bereit sind.

Dennis Meyer ist bei H/Advisors Deekeling Arndt als Senior Consultant im Bereich Public Affairs & Governmental Relations tätig. Im Rahmen des Aus­tausch­programms von H/Advisors wechselte er seinen Arbeits­platz für einen Monat von unserem Berliner Büro zu unserer Partner­agentur PANTARHEI Corporate Advisors nach Brüssel.

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