Von Stephanie Verena Prager
Um weiter am Markt bestehen zu können, haben viele Unternehmen vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen sowie der anhaltenden Rezession Transformations- und Reststrukturierungsprozesse eingeleitet. Eine professionelle Kommunikation, die Vertrauen schafft und die strategische Richtung klar vermittelt sowie die Reputation des Unternehmens schützt, ist dabei erfolgskritisch. Aus unserer langjährigen Erfahrung bei der Beratung von Unternehmen in solchen Phasen der Veränderung lassen sich die folgenden Punkte verallgemeinernd ableiten.
1. Auf Ehrlichkeit setzen
Auch wenn die anhaltend schwachen Märkte und die geopolitischen Risiken in vielen Unternehmen zumindest teilweise die Ursache für die aktuelle Lage ist, sollte diese nicht als Vorwand für eine Restrukturierung dienen: Viele Branchen befanden sich bereits seit geraumer Zeit in einer tiefgreifenden Transformation, zum Beispiel die Automobilindustrie. Deshalb ist es ratsam, nicht die fortwährenden Krisen als Deckmantel für eine Restrukturierung zu nutzen, die ohnehin notwendig gewesen wäre.
Stattdessen sollten externe und interne Stakeholder frühzeitig und umfassend über die Gründe und Ziele einer geplanten Restrukturierung informiert werden. Dies kann mitunter schmerzhaft sein, denn oft liegt die Schieflage an der eigenen Strategie, möglichen Ineffizienzen oder Management-Fehlern, jedoch sind Ehrlichkeit und Transparenz in der Kommunikation förderlich für die Akzeptanz der geplanten Restrukturierungsmaßnahmen.
2. Wechselwirkung zwischen extern und intern antizipieren
Oft versuchen Unternehmen, ihre eigenen Schwierigkeiten in der Hoffnung herunterzuspielen, dass die Öffentlichkeit „keinen Wind davon bekommt“. Dies ist ein Stück weit nachvollziehbar, da Restrukturierungen immer Ängste und Unsicherheiten hervorrufen und eine kritische Berichterstattung in den Medien diese noch verstärken könnte. Es ist auch legitim, Restrukturierungen zunächst intern zu kommunizieren, doch sollte man sich bewusst sein, dass Informationen sehr schnell an die Öffentlichkeit gelangen, sobald ein größerer Kreis an Mitarbeitenden davon Kenntnis hat – und das Unternehmen dadurch die Kommunikationshoheit verlieren kann, weil sich das Narrativ verselbständigt.
Deshalb ist es wichtig, zielgruppenspezifische Botschaften für intern und extern gut vorzubereiten und einen genauen Zeit- und Maßnahmenplan für die Verkündung und Orchestrierung dieser zu definieren.
3. Stringent kommunizieren und unterschiedliche Betroffenheiten berücksichtigen
In Restrukturierungsprojekten sieht sich ein Unternehmen oft mit verschiedenen strategischen Optionen und einem entsprechenden Entscheidungs- und Handlungsdruck konfrontiert. Oft müssen Entscheidungen zurückgenommen oder Maßnahmen während der Umsetzung angepasst werden, weil sich bestimmte Parameter unvorhergesehen ändern.
Die Unternehmensführung darf dabei nicht als Getriebener der Krise wirken. Um die Glaubwürdigkeit des unternehmerischen Kurses nach innen und außen zu gewährleisten, sollten Zahlen, Fakten und Entscheidungen (und auch deren Änderungen) geframet und geplante Maßnahmen stringent und in sich schlüssig vermittelt werden.
Gleichzeitig sind bei den Stakeholdern kommunikativ unterschiedliche Perspektiven und Betroffenheiten zu berücksichtigen – wenngleich intern und extern ein Narrativ vermittelt wird.
4. Keine falschen Hoffnungen wecken
Bei Restrukturierungen ist es entscheidend, dass Geldgeber, Mitarbeitende und Geschäftspartner nicht das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Unternehmens verlieren. Die kommunikative Vermittlung des unternehmerischen Zukunftsbildes ist daher immens wichtig.
Dabei ist es ratsam, realistisch zu bleiben und keine falschen Erwartungen hinsichtlich der Herausforderungen eines Restrukturierungsprojektes sowie der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu kommunizieren. Denn sollte zu einem späteren Zeitpunkt herauskommen, wie es wirklich um das Unternehmen steht, ist das Vertrauen der externen und internen Stakeholder schnell verspielt, was letztlich die Lage des Unternehmens zusätzlich erschweren könnte.
Ein umfassendes, realistisches Narrativ mit Details zu Chancen und Risiken des Unternehmens sowie den Auswirkungen auf die Stakeholder ist daher essenziell.
5. Persönlichen Dialog ermöglichen und regelmäßige Kommunikationsanlässe schaffen
Nach wie vor arbeiten viele Beschäftigte einen Großteil der Arbeitswoche im Homeoffice. Die Kommunikation findet deshalb oft über digitale Kanäle statt.
Wenn jedoch eine Restrukturierung mit persönlichen Einschnitten für die Mitarbeitenden wie Kurzarbeit oder Stellenabbau einhergeht, sind die persönliche Kommunikation „vor Ort“ und der offene Dialog zwischen Management, Führungskräften und Mitarbeitern unabdingbar. Gleiches gilt auch für die Kommunikation mit externen Stakeholdern wie Geschäftspartnern, Banken und Investoren.
Essenziell ist dabei, die Stakeholder proaktiv zu informieren, Entscheidungen zu erläutern und einzuordnen und sich den Fragen aller Stakeholdergruppen zu stellen – am besten durch Schaffung regelmäßiger „Live“-Kommunikationsanlässe, um intern und extern über erreichte Meilensteine zu informieren und Stimmungsbilder einzufangen.
Was sonst noch wichtig ist:
Neben den genannten Punkten gilt auch für die Kommunikation bei Restrukturierungen: Eine gute Vorbereitung ist entscheidend, um Wirkung zu entfalten! Denn wenn ein Unternehmen erst im Krisenmodus ist, sind Zeit und Ressourcen knapp bemessen. Deshalb sollten die Verantwortlichkeiten für die Stakeholderkommunikation nach innen und außen, Kommunikationskaskaden sowie Schnittstellen zu Fachbereichen definiert und Ansprechpartner:innen innerhalb der jeweiligen Stakeholdergruppe bekannt sein.
Berücksichtigt ein Unternehmen dies alles, kann die Kommunikation einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen des Transformations- oder Restrukturierungsprozesses leisten.
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